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Orthesen, Bandagen und Tapes: Was stützt denn da?

Wenn eine entzündliche rheumatische Erkrankung Hände und Finger beeinträchtigt, können Orthesen, Bandagen oder auch Tapes helfen. Wann kommt was zum Einsatz, und worauf sollten Betroffene achten?

Orthese, Bandage, Schiene – im Volksmund werden immer wieder unterschiedliche Begriffe benutzt. Aber was genau ist denn der Unterschied? Gibt es überhaupt einen? Die Antwort lautet: Ja, es gibt einen! Orthesen oder Schienen dienen dazu, die Gelenke zu stabilisieren, das Ausmaß der Bewegung zu begrenzen, Gelenke zu entlasten und sogenannte „unphysiologische“ Bewegungen zu kontrollieren, also Bewegungen, die nicht dem gesunden Bewegungsablauf entsprechen. Orthesen sind eher komplex  gestaltet und werden aus festeren Materialien gefertigt. Sie werden meist von Ergotherapeuten oder Orthopädiemechanikern (im Sanitätshaus) individuell angefertigt und angepasst. Wenn sie Strickanteile enthalten, sind diese straffer und teilweise weniger elastisch als bei Bandagen. Orthesen können Gelenke, Bänder und Muskeln stärker korrigieren beziehungsweise in eine bestimmte Position bringen.

Bandagen dienen hauptsächlich dazu, die Gelenke zu stabilisieren. Sie sind flexibler und bieten dadurch mehr Aktionsfreiheit. Bandagen bestehen immer aus einem  elastischen Strickgewebe, das sich der Körperform anpasst und Bewegungen teilweise zulässt. Dadurch können sie Schmerzen und Schwellungen lindern beziehungsweise den Stoffwechsel anregen. Wann ist bei einer entzündlichen rheumatischen Gelenkerkrankung eine Bandage sinnvoll, wann sollte eine Orthese oder Schiene zum Einsatz kommen? Um diese Frage zu beantworten, sollte man wissen, was bei einer entzündlichen rheumatischen Erkrankung im Gelenk passiert: Das Innere der Gelenke ist mit der Gelenkinnenhaut überzogen. Sie ist bei der rheumatoiden Arthritis entzündet. Die entzündete Gelenkinnenhaut fängt an zu wuchern und wird immer dicker. Sie frisst kleine Löcher in den Knorpel und in den Knochen. Der Knorpel ist eine dünne Schicht, die jedes Gelenk überzieht, um es zu schützen. Zusätzlich wird im Gelenk zu viel Gelenkflüssigkeit gebildet. Dadurch schwellen die Gelenke an. Da sich Löcher in den Knorpel beziehungsweise Knochen fressen, kann es zu Verformungen der Gelenke kommen. An Hand und Fingern können sich neben dem Handgelenk vor allem die Fingerund Daumengelenke verformen, und zwar sowohl die Grundgelenke als auch die Mittelund Endgelenke (beim Daumen: Sattelgelenk – siehe Grafik).

Dabei können Deformitäten entstehen, zum Beispiel die sogenannte Knopflochdeformität, bei der das Mittelgelenk eines Fingers nicht mehr aktiv gestreckt werden kann, sondern in Beugestellung verharrt. Gleichzeitig ist das Endgelenk dieses Fingers  gestreckt oder sogar überstreckt. Von einer Schwanenhalsdeformität spricht man, wenn umgekehrt das Mittelgelenk eines Fingers überstreckt ist und das Endgelenk in einer Beugestellung verharrt (mobil 6/2017). Eine Ulnardeviation liegt vor, wenn sich die Finger Richtung Außenseite der Hand (also in Richtung der Elle, lateinisch Ulna) abspreizen.

Mittlerweile gibt es auf dem Markt zahlreiche Basismedikamente, zum Beispiel Methotrexat (MTX), Leflunomid oder Biologika. Diese Präparate wirken dem entzündlichen Vorgang am Gelenk entgegen und dämmen das Fortschreiten der Erkrankung ein. In unserer täglichen Arbeit in der orthopädischen Rehaklinik fällt auf, dass sich in den vergangenen Jahren der Einsatz von Orthesen und Schienen aufgrund der immer besser werdenden therapeutischen Möglichkeiten deutlich reduziert hat. Wenn es jedoch zu Verformungen der Gelenke kommt, beispielsweise bei einer sehr aggressiven rheumatischen Erkrankung, wenn die Basismedikamente nicht richtig wirken oder wenn der Betroffene sie nicht verträgt, ist es wichtig, zeitnah dagegen vorzugehen.

In diesen Fällen kommen unter anderem Bandagen, Orthesen oder Schienen zum Einsatz. Für den Betroffenen ist es dabei wichtig, mit dem Arzt Rücksprache zu halten und einen Ergotherapeuten aufzusuchen. Es gibt spezielle Übungen beziehungsweise Gelenkschutzregeln, die die Verformungen noch zusätzlich unterbinden können. Allgemein kann man sagen, dass Orthesen, Schienen und Bandagen nicht nur der Korrektur von Verformungen dienen. Sie helfen auch, das betroffene Gelenk zu stabilisieren, lindern Schmerzen, entlasten gezielt Gelenke oder stellen sie ruhig und schonen die umliegende Muskulatur.

Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Bandagen beziehungsweise Orthesen. Einige Beispiele sollen zeigen, welche Modelle häufig bei rheumatischen Erkrankungen zum Einsatz kommen:

  • Handgelenksbandage,
  • Rhizarthrosenbandage,
  • Orthese zur Verringerung von Verformungen der
  • Fingergelenke, insbesondere der Fingergrundgelenke,
  • Ulnardeviationsbandage,
  • Vainioverband,
  • Schwanenhalsringe (siehe mobil 6/2017).

Der Einsatz von Orthesen eignet sich nicht für jeden Betroffenen. Gegebenenfalls muss ein Ergotherapeut die Orthese oder den Ring neu anpassen, sobald sich die Gelenke in ihrer Form oder Position wieder verändert haben oder Druckstellen entstehen. Dazu benötigt man ein entsprechendes Rezept vom Arzt. Orthesen haben jedoch auch einen Nachteil: Sobald das entsprechende Gelenk anschwillt, passt diese nicht mehr beziehungsweise kann das Tragen einer Orthese am akut angeschwollenen Gelenk die Beschwerden sogar verstärken.

Ansonsten gilt auch für Orthesen, dass es keine Wirkung ohne Nebenwirkung gibt. Betroffene sollten daher Orthesen und Bandagen insbesondere tagsüber nicht mehrere Stunden am Stück tragen: Wird das jeweilige Gelenk oder die Gelenke ruhiggestellt, kann sich die umliegende Muskulatur schnell abbauen. Weniger Muskulatur bedeutet schlechtere und schmerzhaftere Beweglichkeit der einzelnen Gelenke – ein Teufelskreis entsteht. Außerdem kann es bei Betroffenen mit einer rheumatischen Erkrankung aufgrund von Nebenwirkungen der medikamentösen Therapie, etwa mit Kortison, zu einer vermehrten Empfindlichkeit und Verletzbarkeit der Haut kommen. Orthesen können hier unter Umständen leichter Druckstellen verursachen. Darauf sollte man unbedingt achten.

Es gibt weitere Möglichkeiten: das sogenannte kinesiologische Taping. Es ist häufig die bessere Alternative, da man durch das Tape Halt und Stabilität bekommt, jedoch das entsprechende Gelenk nicht ruhiggestellt wird und somit Bewegung ganz normal möglich ist. Man kann beispielsweise das Handgelenk tapen, den Daumen mit einem Rhizarthrosetape unterstützen oder verschiedene Korrekturtapes anlegen, beispielsweise, um Verformungen der Gelenke am Beispiel der Ulnardeviation zu korrigieren. Bei Tapes sollte man darauf achten, dass man sie nur unter Aufsicht beziehungsweise nach Anleitung von medizinischem Fachpersonal erhält. Ein falsch angelegtes kinesiologisches Tape kann die Symptome unter anderem verstärken! Kinesiologisches Taping wird in vielen Ergo- oder Physiotherapiepraxen angewandt. Die Therapeuten können sie aber nur anlegen, wenn Sie dort auch Behandlungstermine haben. Egal, ob Taping, Bandage oder Orthese: Damit das Hilfsmittel seinen Zweck gut ent falten kann, ist immer ein gutes Zusammenspiel von Arzt, Physio- und Ergotherapeut sowie gegebenenfalls Orthopädietechniker wünschenswert.

Zu den Autoren

DR. FRED-MARKUS BIER
Der internistische Rheumatologe ist Leitender Oberarzt an der Rehaklinik Höhenblick in Baden-Baden.

CAROLINE JAGUSCH
Die Ergotherapeutin ist in der Rehaklinik Höhenblick in Baden-Baden beschäftigt.

Beratungsstellen der Landes- und Mitgliedsverbände

Haben Sie Fragen zum Gelenkschutz? Hier finden Sie Beratung und Betreuung der Betroffenen, Bewegungstherapie und andere Angebote zur Verbesserung  der medizinischen Versorgung.

Die Broschüre informiert zum Gelenkschutz und Hilfsmitteln und gibt zahlreiche Tipps zur Entlastung und Mobilisierung der Gelenke.